Craniosacraltherapie- ein sanfter Weg zur Heilung

Die Craniosacral-Therapie basiert auf dem Craniosacralen System, das sich aus der Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) sowie den dazugehörigen Strukturen zusammensetzt. Diese Flüssigkeit wird täglich mehrfach erneuert und fließt in einem rhythmischen Wechsel von Ausdehnung und Rückzug – vergleichbar mit Ebbe und Flut. Sie umspült das Gehirn und das Rückenmark, breitet sich bis in die Spinalnerven aus und verbindet sich schließlich mit dem Lymphsystem. Dieser rhythmische Impuls ist im gesamten Körper wahrnehmbar. Ein ungehinderter Fluss des Liquors ermöglicht eine optimale Kommunikation zwischen Nervensystem, Bindegewebe, Muskeln, Organen und Knochen und unterstützt so das harmonische Zusammenspiel des gesamten Organismus.


Die Philosophie der Craniosacral-Therapie


Ein zentrales Prinzip dieser Methode ist, dass nicht der Therapeut oder der Patient bestimmt, welche Körperregion behandelt werden soll – vielmehr gibt der Körper selbst die Richtung vor. Denn oft liegt die wahre Ursache einer Beschwerde nicht dort, wo die Symptome auftreten. Der Körper speichert Erlebnisse und Belastungen im Gewebe, die sich erst nach längerer Zeit durch Beschwerden äußern können. Daher ist es die Aufgabe des Therapeuten, mit feinfühliger Wahrnehmung zu erspüren, wo die Behandlung ansetzen sollte.


Ein weiterer Grundsatz der Craniosacral-Therapie ist die Fokussierung auf die vorhandenen Ressourcen und die Gesundheit des Körpers. Statt Beschwerden als Gegner zu betrachten, wird ihnen mit Wertschätzung begegnet – als Ausdruck eines Ungleichgewichts, das sanft reguliert werden kann.


Da der gesamte Körper durch das Bindegewebe miteinander verbunden ist, können unbehandelte Spannungen oder Blockaden langfristig weitreichende Auswirkungen haben. Daher wird nicht nur das Symptom behandelt, sondern nach der zugrundeliegenden Ursache gesucht. Ein Beispiel: Ein Patient kommt mit Kieferschmerzen, für die der Zahnarzt keine Ursache findet. Während der Behandlung zeigt sich, dass diese Beschwerden auf einen alten Sturz auf das Knie zurückzuführen sind. Obwohl das Knie selbst nicht mehr schmerzt, trägt das Gewebe noch immer die gespeicherte Aufprallenergie – ähnlich einem Kugelstoßpendel, bei dem die Energie von einer Kugel zur nächsten weitergeleitet wird. Erst durch die Behandlung des ursprünglichen Traumas kann eine nachhaltige Verbesserung erreicht werden.


Sanfte Techniken für tiefgehende Veränderungen


Die Craniosacral-Therapie nutzt sehr behutsame Berührungen, die eher einer Einladung an das Gewebe gleichen als einer Manipulation. Während einer Sitzung können sich nicht nur körperliche Spannungen lösen, sondern auch emotionale Erinnerungen oder Empfindungen an die Oberfläche treten. Der Therapeut bietet dafür einen geschützten Raum, in dem diese Prozesse sanft begleitet und integriert werden können.


Oft wird gefragt, ob der Therapeut während der Behandlung Energie in den Körper des Patienten leitet. Tatsächlich fließt natürliche Energie überall dort, wo Berührung geschieht. Doch im Mittelpunkt dieser Therapie steht nicht das aktive Geben, sondern das aufmerksame Zuhören und Raumgeben – der Körper entscheidet selbst, was er zulassen möchte. Die Craniosacral-Therapie ist eine wissenschaftlich fundierte Methode der Körperarbeit mit einem tiefen Verständnis für innere und äußere Heilungsprozesse.


Obwohl dieses Konzept für viele, die mit der Schulmedizin aufgewachsen sind, ungewohnt erscheinen mag, stellt es eine von vielen möglichen Heilungsansätzen dar. Neben der klassischen Medizin und der Energiearbeit gibt es zahlreiche weitere Wege, den Körper zu unterstützen – die Craniosacral-Therapie ist einer davon.


Die Ursprünge der Craniosacral-Therapie


Die Wurzeln dieser Methode liegen in der Osteopathie, die 1874 von Dr. Andrew Taylor Still begründet wurde. Er erkannte die zentrale Bedeutung der Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit für den Körper: Sie schützt das Nervensystem, versorgt es mit Nährstoffen und transportiert Abfallstoffe ab.


Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckte sein Schüler Dr. William Garner Sutherland, dass die Schädelknochen sich in einem feinen Rhythmus bewegen, der unabhängig von Atmung und Herzschlag existiert. Diese Bewegungen, die er als „Primären Respiratorischen Mechanismus“ bezeichnete, sind bereits im Embryo aktiv und bleiben bis zum Lebensende bestehen.


Sutherland erforschte, wie Einschränkungen dieser Beweglichkeit zu verschiedenen Beschwerden führen können, und entwickelte daraufhin die Craniale Osteopathie. Durch sanfte Berührungen konnte er Spannungen in den Schädelnähten lösen und beeindruckende Therapieerfolge erzielen.


In den 1970er-Jahren prägte der Osteopath und Chirurg Dr. John E. Upledger den Begriff „Craniosacral-Therapie“ und trug wesentlich dazu bei, diese Methode einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Seitdem hat sich die Craniosacral-Therapie kontinuierlich weiterentwickelt und etabliert. Heute ist sie vor allem in der biodynamischen Herangehensweise verankert, die sich von manipulativen Techniken entfernt und sich auf das natürliche Gleichgewicht des Körpers konzentriert.


Die Craniosacral-Therapie ist somit eine sanfte, aber tief wirksame Methode, um Körper und Geist in Einklang zu bringen und das natürliche Heilungspotenzial des Organismus zu unterstützen.

Text: Netzfund