Palpation ist die Kunst des Ertastens und eine zentrale Fähigkeit in der Craniosacralen Therapie (CST) sowie in vielen anderen manuellen Therapieformen wie der Osteopathie und Physiotherapie. Sie ermöglicht es Therapeut:innen, feinste Bewegungen, Spannungen und Ungleichgewichte im Körper wahrzunehmen und darauf zu reagieren.
Warum ist Palpation so wichtig?
1. Wahrnehmung subtiler Bewegungen
In der Craniosacralen Therapie geht man davon aus, dass es eine rhythmische Bewegung der Cerebrospinalflüssigkeit (die das Gehirn und Rückenmark umgibt) gibt. Diese Bewegung wird als Craniosacraler Rhythmus bezeichnet. Durch geschulte Palpation können Therapeut:innen diesen Rhythmus erspüren und Ungleichgewichte erkennen.
2. Diagnose und individuelle Behandlung
Jeder Körper ist einzigartig, und durch Palpation können Therapeut:innen individuell auf Spannungsmuster und Blockaden eingehen. Sie hilft, die Ursachen von Beschwerden zu finden, anstatt nur Symptome zu behandeln.
3. Verbindung zwischen Therapeut:in und Patient:in
Palpation ist nicht nur eine physische, sondern auch eine intuitive Fähigkeit. Sie fördert eine tiefere Verbindung zwischen Therapeut:in und Patient:in, was das Vertrauen und die Entspannung während der Behandlung erhöht.
4. Feinabstimmung der Therapie
Da Craniosacral-Therapie eine sehr sanfte Methode ist, erfordert sie eine hochsensible Wahrnehmung. Durch Palpation kann die Therapie sehr präzise auf den jeweiligen Patienten abgestimmt werden, ohne unnötige Manipulationen oder Druck auszuüben.
5. Training und Entwicklung der „sehenden, fühlenden und denkenden Hände“
Laut der Arbeit von Boris Werthmüller entwickelt sich Palpation durch Erfahrung, Achtsamkeit und kontinuierliches Üben. Die Hände werden nicht nur zum „Fühlen“, sondern auch zum „Denken“ genutzt – sie erfassen Informationen, analysieren diese und leiten den Behandlungsprozess.
Fazit
Palpation ist das Herzstück der Craniosacralen Therapie. Sie ermöglicht eine präzise und einfühlsame Behandlung, die auf den individuellen Bedürfnissen des Patienten basiert. Die Fähigkeit, kleinste Veränderungen im Gewebe und Rhythmus wahrzunehmen, unterscheidet erfahrene Therapeut:innen von Anfängern und macht die Therapie so wirkungsvoll.