Als ich von Sutherland (Begründer der Craniosacralen Osteopathie) den Text: „With thinking fingers“ gelesen habe, war ich von den Worten sogleich begeistert und
inspiriert. Sutherland beschrieb etwas, dass ich schon in den ersten Stunden meiner Craniosacralen Therapie Ausbildung erfahren durfte, als ich das erste mal bewusst den Flüssigkeitskörper
wahrnahm. Dieser magische Moment, das Erspüren der faszialen Bewegung und die Ausdehnung des Flüssigkeitskörper,
allgemein bekannt als der Craniorhythmus, war so stark und faszinierend, dass es mich von Anfang nicht mehr losliess. Als ich dann später mit meinen Händen tiefer in den Flüssigkeitskörper
eintauchen konnte, bekam ich von diesem direkte Informationen, Bilder und Anweisungen, die mich durch die Behandlung führen liessen, als würde eine unsichtbare Hand mich führen. Verbunden mit der
primären Atmung oder dem Flüssigkeitskörper, überkommt mich stets eine tiefe Ruhe und ich fühle mich verbunden mit Kräften, die in Richtung Gesundheit und Heilung arbeiten.
Etwas vom wichtigsten ist, dass wir die Hände immer wieder mit unserem Herzen verbinden. Für mich fühlt es sich an, als wären meine Arme und Hände, Ausstülpungen oder Fühler des Herzens. Dazu
passt für mich der Spruch des kleinen Prinzen von Antoine de Saint-Exupéry: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Die Palpations- und
Wahrnehmungsfähigkeit unserer Hände sind geradezu phantastisch und können sich mit viel Disziplin, Geduld und der Entwicklung der eigenen Intuition immer weiter verfeinern und entwickeln. Die
Hände sind für mich ein wahres Wunderwerk, wobei sie einerseits diagnostische hervorragende Dienste leisten und andererseits in der Behandlung Heilung ermöglichen. Die Palpationskunst und die
eigene Wahrnehmungs-fähigkeit zu schulen, um damit die anatomischen Strukturen des menschlichen Körpers mit ihren Funktionen immer weiter und tiefer zu erfassen, bis hin zum Ergründen
feinstofflicher Phänomene, stehen für mich stellvertretend für das Gefühl, in das Geheimnis des Lebens einzutauchen, staunend über das Wunderwerk Mensch.
Es gibt nur einen Tempel in der Welt, und dies ist der menschliche Körper. Nichts ist heiliger als diese Gestalt. Man berührt den Himmel, wenn man einen Menschenleib betastet.
Novalis (1772 - 1801; deutscher Schriftsteller der Frühromantik und Philosoph
Bild: Blume des Lebens (https://www.blumen-des-lebens.de/die-blume-des-lebens-und-die-bedeutung-der-farben/)